Welche Kindertagesstätte ist die richtige für mein Kind?
Checkliste für Eltern:
„Ich überlege, ob ich meine Tochter in die Kita schicken soll, aber ich weiß nicht, ob es gut für sie wäre oder nicht. Wie finde ich heraus, ob sie schon im richtigen Alter dafür ist und wie finde ich eine gute Kita?“
Die Kindertagesstätte ist interessant für Kinder und Eltern
Die Qualität der Betreuung muss stimmen. Ist die Kita gut geleitet, wird auch schon ein Baby oder Kleinkind dort in kindgerechter Umgebung unter Mitkindern viele interessante Anregungen finden und die ersten kleinen Schritte in die Selbständigkeit tun. Auch ohne berufliche Verpflichtungen kann es für Eltern eine große Erleichterung sein, ein paar „kinderfreie“ Stunden für sich selbst und die eigenen Interessen zu haben und sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass das Kind auch ohne ihre ständige Gegenwart überlebt.
Suchen Sie sich eine Kita, die Ihnen gefällt
Lassen Sie sich von den Angestellten erklären, nach welchen Prinzipien sie mit den Kindern umgehen.
Wie wirken die Erklärungen auf Sie? Werden Sie von Fremdwörtern und Erziehungs-Theorien beeindruckt? Können Sie durch einfache, klare und für jeden begreifbare Schilderungen verstehen, wie sich die Kinder in der Kita entwickeln? Deckt sich die Logik des Gesagten mit Ihren eigenen Erfahrungen? Ist der Titel des Erziehungsstils wichtig?
Wenn Sie eine vielversprechende Einrichtung gefunden haben, erkundigen Sie sich, ob Sie zusammen mit Ihrem Kind einige Stunden zu Besuch kommen dürfen, um die Betreuung in „Aktion“ zu erleben und festzustellen, wie es Ihrem Kind dort gefällt. Sie können bei dieser Gelegenheit auch gleich überprüfen, ob die MitarbeiterInnen ihren Prinzipien auch in der Praxis treu bleiben. Wenn man Ihnen das nicht recht erlauben will, suchen Sie vielleicht lieber noch etwas weiter.
Manchmal ist es auch ausreichend, wenn ein Kind erst einmal nur ein, zwei oder drei Tage in die Kita geht. Ist das möglich? Können Sie bei Bedarf auch in der Folgezeit mehr Tage buchen? Ist dann auch noch genug Personal zur Betreuung Ihres Kindes vorhanden?
Atmosphäre und Ausstattung
Die wichtigsten Fragen für Eltern sind: Gibt es genügend MitarbeiterInnen, die mit Zuneigung und Engagement für „ihre“ Gruppe sorgen? Gestattet die Organisation individuelle Zuwendung für jedes Kind? Bieten die Räume neben spielerischen Anregungen auch Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten für die Kleinen? Je mehr Freiräume für Entdeckung und Erprobung die Kita bietet, um so weniger müssen die Kleinen von Erwachsenen „beschäftigt“ werden und umso besser können die Sprösslinge voneinander lernen. Kinder lieben den Charakter von Wohnungen, sie suchen nach Schlupfwinkeln, gemütlichen Ecken, aber auch nach Bereichen reger Tätigkeit, wie eine Werkstatt oder ein einladender kleiner naturnaher Garten. Liegt der Kindergarten in einer schönen Umgebung, wirkt sich das auch auf das Wohlbefinden der Kinder aus.
Trennung, damit es gar nicht erst zu Problemen kommt
Nehmen Sie sich genügend Zeit, um Ihr Kind auf die Trennung vorzubereiten. Spielen Sie Rollenspiele – tun Sie so, als gingen Sie im Kindergarten zur Tür, und fragen Sie das Kind, ob es Sie zum Abschied umarmen will. Zeigen Sie ihm eine Uhr (auch wenn es die Zeit noch nicht ablesen kann) und versprechen Sie, dass Sie in drei Stunden zurückkehren werden. Lassen Sie das Kind so tun, als klammerte es sich an Ihrem Bein fest, und spielen Sie, wie Sie sich losmachen und es zum Spielen zu den anderen Kindern schicken.
Wie schaut die Eingewöhnung in der Kita aus? Gibt es eine Eingewöhnungszeit? Hat jedes Kind die Möglichkeit, sich in Begleitung seiner Eltern im eigenen Tempo an die Erzieherin / den Erzieher und die neue Umgebung zu gewöhnen? Gehen die Angestellten auf Ihre individuellen Wünsche ein?
Was kann Ihr Kind dabei lernen?
Ihr Kind kann lernen, sich auch dann sicher und geliebt zu fühlen, wenn es eine Weile von seinen Eltern getrennt ist. Es wird feststellen, dass seine Eltern sich bei aller Zuneigung nicht von ihm manipulieren lassen. Dass Sie auch noch Zeit für sich selbst haben wollen, bedeutet nicht, dass Ihnen das Kind und seine Bedürfnisse unwichtig wären.
Was sollten Sie dabei beachten?
Manche Eltern halten es für ein Zeichen von Liebe, wenn sie ihren Kindern die Chance nehmen, Mut, Selbstvertrauen und Selbständigkeit zu lernen. Tatsächlich wird ein Kind überbehütet, wenn es niemals die Erfahrung machen darf, dass es mit Widrigkeiten einer vorübergehenden Trennung fertig werden kann.
Kinder spüren sehr rasch, wie viel oder wie wenig Sie ihnen zutrauen. Wenn Sie sie als hilflos betrachten und sich von Tränen oder anderen demonstrativen Gefühlsäußerungen beeinflussen lassen, werden sie sich weiterhin hilflos geben und Sie damit manipulieren. Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie sich ihre Sorgen und Einwände nicht in einem ruhigen Augenblick anhören sollten! Aber wenn Ihr Kind beim Abschied in Tränen ausbricht, sagen Sie „Ich bin in drei Stunden zurück.“ und gehen Sie.
Aus dem Familienalltag
Sobald ein Kind in die Kita kommt, ist sein Zuhause nicht mehr der alleinige Bezugspunkt seines Lebens. In gewisser Weise führt es nun schon ein eigenes unabhängiges Leben. Sogar familiäre Probleme sind nicht mehr ganz so wichtig, wenn das Kind seine „eigene“ Gruppe hat. In einer gut geführten Kita hat Ihr Kind nicht nur Spaß, es kann dort auch deutlich reifen und sich entfalten. Dieses Selbstbewusstsein kann ihm helfen, sich auch zu Hause wiederum besser ins Familienleben einzugliedern.
Eine junge Mutter notiert sich die Adressen von drei Kindergärten, die für ihren dreijährigen Sohn in Frage kommen könnten. Sie sieht sich den ersten davon näher an. Dabei stellt sie fest, dass die Angestellten sich in der Praxis nicht an die von ihnen selbst verkündeten Prinzipien halten. Sie erwarten von Kleinkindern unangemessen lang stillzusitzen und behandeln es als Ungezogenheit, wenn ein Kind sich nicht an diese Vorschrift halten kann. Die vielen Nebenräume nutzen die Kinder nur eingeschränkt.
Von dem zweiten Kindergarten ist sie nach einem dreistündigem Probebesuch sehr angetan. In der von den Mitarbeitern vorbereiteten Umgebung bewegen sich die Kinder aktiv und selbstsicher. Es herrscht reges selbstbestimmtes Schaffen. So lässt der Kindergartenleiter, als er vom Einkaufen zurückkommt, das Auto mit offenem Kofferraum im Hof stehen. Die Kinder räumen eifrig aus und tragen die Lebensmittel in die Küche. Sie sind daran gewöhnt, auch bei Alltagsangelegenheiten wichtige „Partner“ zu sein.
Der kleine Sohn dieser Mutter hat nach dem Probebesuch gar keine Lust mehr, zu gehen. Man merkt ihm an, dass ihm die vielen Gelegenheiten, sich zugehörig und nützlich zu fühlen, Spaß gemacht haben. Der Kindergartenleiter lädt ihn ein, zum Abschied mit ihm noch ein bisschen Kies auf dem Parkplatz zu rechen. Natürlich auch mit einem „Erwachsenen-Rechen“.
Auf dem gesäuberten Kies kann Mama nun gut mit dem Auto ausparken und mit ihm heimfahren!
Merkmale für qualitativ gute Tagesbetreuung:
Sind vielfältige Erfahrungen mit allen Sinnen möglich?
Bekommt das Kind jederzeit Möglichkeiten zur selbständigen Bewegungsentwicklung?
Bietet die Kita dem Alter entsprechende Räume und Materialien an?
Beachten die ErzieherInnen bei der Pflege die Signale des Kindes und greifen sie einfühlsam auf?
Gibt es gleichaltrige Spielpartner sowie Kontakte zu größeren und kleineren Kindern?
Hat das Kind jederzeit vertraute Personen – Kinder und ErzieherInnen – um sich?
Werden Eltern als Erziehungspartner von der Kita akzeptiert?
Nimmt man Sie ernst? Werden Eltern als Experten für ihr Kind geachtet?
Dürfen Eltern jederzeit hospitieren in der Kita? Sind Sie gern gesehen?
Wie werden Sie bei Hospitationen von den Kindern der Gruppe wahrgenommen? Sind Elternbesuche für die Kinder etwas Gewohntes, das ganz natürlich erlebt wird?
Wird ein soziales Netzwerk für Kinder und Eltern in der Einrichtung geschaffen?
Lassen Räume und Außengelände vielfältige Sinnes- und Bewegungserfahrungen zu?
Fördern der Umgang mit den Kindern und die Ausstattung die Eigeninitiative und die Kreativität der Kinder?
Ist die Kita ein Lebensbereich für die Kinder, in dem sie wachsen, spielen und reifen dürfen?
Wird der individuelle Tagesrhythmus eines jeden Kindes berücksichtigt?
Gibt es einen Ruhe- bzw. Schlafraum?
Können die Kinder wählen, wann sie Brotzeit machen?
Gibt es vorgeschriebene Bring- und Holzeiten? Oder können Sie Ihr Kind bringen und holen, wie es Ihrem eigenen Familienrhythmus entspricht? Werden Sie als Außenseiter mit eigenem Rhythmus empfangen?
Gibt es Strukturen und Rituale im Tageslauf, an denen sich die Kinder orientieren können?
Hat jedes Kind den Freiraum für selbst bestimmte Tätigkeiten, für eigene Bewegungs- und Experimentiererfahrungen?
Jungen und Mädchen lernen und entwickeln sich meist unterschiedlich. Das liegt an den Reifungsprozessen des Gehirns. Es gibt unterschiedliche Vorlieben für Lern- und Entfaltungserfahrungen. Werden geschlechtsspezifische Unterschiede im Angebot der Kita berücksichtigt? Gibt es männliche Erzieher im Team? Strahlt die Atmosphäre in der Kita weibliche und männliche Aspekte aus?
Herausgeber: Gänseblümchen e.V., Peter Arnold / Quellen: dtv, Der Große Erziehungsberater / parthas verlag, Ökotest Ratgeber Kleinkinder / Kiepenheuer & Witsch, Kursbuch Kinder / Bertelsmann Stiftung, Checkliste Kita