Naturerlebnis Inngarten

Wir leben mit der Natur und den Jahreszeiten!

Mal kalt, mal warm, mal nass, mal gemütlich und so viel zu erfahren, zu entdecken und auszuprobieren! Wir sind ständig in der Natur unterwegs.

Unser Abenteuergarten am Inn

Unser Abenteuergarten Gänseblümchen ist ein Grundstück am Inn, ca. 5 Minuten vom Kindergarten entfernt. Wir haben dort die Natur etwas gezähmt und sie von Scherben, Blech, Müll und Dornen befreit. Schon bei den ersten Besuchen des neuen Gartens waren die Kinder total begeistert, Natur pur! Am Anfang war die Leere. Nur die Schneeglöckchen warteten auf uns!

 

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Mittlerweile erobert sich die gezähmte Natur das Areal zurück. Zwei Weidentippis, eins zum Brotzeitmachen und eins zum Spielen, ergänzen das kindgerechte „Abenteuergelände“.

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Ein herrlicher Platz, um sich Kartoffeln zu rösten!

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Im Herbst 2010 haben wir den Inngarten erweitert. Den Kindern steht jetzt ein riesiges Gelände am Innsüdhang der Innleiten zur Verfügung. Wir haben einen alten mittlerweile total verwilderten Stadtgarten gerodet und von Müll, Scherben und Dornen gesäubert. Den Steilhang haben wir neu als Weinberg mit vielen Wegen angelegt. Für Kinder ist das ein herrliches Wegelabyrinth zum Laufen und Natur entdecken. Der Weintraubenanbau ermöglicht den Kindern auch, bei leichten Pflege- und Erntetätigkeiten, Verantwortung für ein Stück Natur zu übernehmen.

So sah der Garten nach 40 Jahren verwildern aus:

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Nach sechs Wochen harter Arbeit präsentiert sich der Garten neu:

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Bei der Gestaltung haben wir an die Kinder gedacht, z. B. mit unserem beheizbaren Bauwagen zum Brotzeitmachen:

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Und auch an den Naturschutz: Die Trockenmauer bietet z. B. Eidechsen, Blindschleichen und Ringelnattern einen optimalen Lebensraum:

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Garten, Tradition, Kinder und Naturschutz vereinen

Bericht über einen Balance-Akt

Seit 2006 pflegen wir einen kleinen Naturspielgarten am Inn. Er ist ein kleiner Teil eines riesigen alten Stadtgartens am Inn und bietet Kindern einen herrlichen Spielraum. Diesen Teil durften wir unentgeltlich nutzen.

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In den Sommerferien war kurzfristig der gesamte Garten, also auch unser Teil, vom Besitzer zum Verkauf ausgeschrieben.

Um unseren wertvollen Spielraum für Kinder nicht zu verlieren, entschlossen wir uns, den gesamten Garten zu kaufen.

Nach dem Kauf haben wir als Erstes einen Ortstermin mit dem Landschaftsfachberater des Landratsamtes gemacht. Herr Stein ist ein erfahrener Mann, der auch die erfolgreiche Landesgartenschau in Rosenheim mitorganisiert hat.

Wir kämpften uns auf einem schmalen Pfad, den ich mit der Machete durch das undurchdringliche Dickicht geschlagen hatte, vor- und aufwärts. Beim „Dschungelmarsch“ sprach ich mit Herrn Stein über unsere Obst- und Weingartenpläne. Es soll ein extensiv genutzter naturnaher Obstgarten für Kinder mit Naturschutzecken für Wildbienen und Reptilien, wie im Garten vom Bund Naturschutz in Wasserburg werden. Bei unserer Grundstücksdurchquerung zeigte sich folgendes Bild: Der beim Verkauf angepriesene „alte Obstbaumbestand“  war morsch und abgestorben, ohne Fruchtstand. An einigen Stellen waren große Teile von Baumkronen nur noch am Lianendickicht gehangen. Haselnuss und andere Waldrandgehölze bildeten lebende Wände mit nur wenigen Lücken. Die Lücken wurden geschickt genutzt vom Brombeerdickicht. Alles kein Wunder! Der Garten lag 40 Jahre im Dornröschenschlaf.

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Leider fanden wir aber keine unberührte Natur im Dornröschenschlaf, sondern ein von Menschen seit 100 Jahren genutztes Gartengrundstück. Überall lagen Scherben, alte rostige Eisenteile, Zaun- und Maschendrahtreste sowie Müll. Die drei Plateaus auf dem Gelände boten als Steigerung dazu, auch noch gut mit Brombeer- und Lianenwurzeln durchwachsene Bauschuttreste. Die mittlere Terrasse war vielleicht früher einmal mit Platten gepflastert oder eine gepflasterte Treppe ist dorthin abgerutscht. Überall gab es steckende, übereinandergerutschte Betongartenplatten, gehalten vom Brombeerwurzeldickicht. Auf den Platten lag ein riesiges Metallteil, wie von einem Panzer. Die untere Terrasse, ein in Beton angelegtes Beet, war nach jedem starken Regen ein Matschloch. Die Regenwasserrinne nebenan, die den Hang hinabführt, war unter Erdreich und Pflanzen verstopft. In dem Matsch zeigte sich in Spatentiefe dann auch noch vergrabener Müll.
Ich erinnere mich an das Fazit von Herr Stein nach der Begehung: „Sie planen ein wünschenswertes Nutzungskonzept für den Garten als Nachbar von Naturschutzflächen, aber … Wollen Sie sich das wirklich antun? Das ist eine riesige Arbeit!“
Unser nächster wichtige Termin war die Bürgermeistersprechstunde zusammen mit dem zuständigen Bauamtsmitarbeiter. Von der unteren Naturschutzbehörde ist uns schon damals bei der Begehung des bisher genutzten Gartenteils gesagt worden, worauf wir zu achten haben. Das haben wir seit 2006 auch umgesetzt. Ein herrlicher Platz für Natur und Kinder. Diese sehr positive Erfahrung war auch der Hauptgrund für uns zum Kauf des Gesamtgrundstückes. Gleich nach dem Kauf des Gesamtgrundstückes ist uns auch automatisch eine schriftliche Mittelung von der Naturschutzbehörde über die Nachbarschaft des Naturschutzgebietes mit einer Liste der schützenswerten Pflanzen zugeschickt worden.
Fazit der Bürgersprechstunde beim Bürgermeister: Ein unterstützenswertes Projekt! Ich soll einen Bauantrag für den Bauwagenstellplatz am Inngarten und die Umwidmung als Naturspielgarten an die Stadt stellen. Der Bauantrag wurde von der Stadt genehmigt und an das Landratsamt weitergereicht.

Unser neues Grundstück war leider nicht betretbar. Im Zustand nach dem Kauf gab es kein Durchkommen und es bestand Verletzungsgefahr. Mit Hilfe einer Gartenbau- und einer Waldarbeitsfirma und 400 freiwilligen Helferstunden von Kindergarteneltern und Freunden haben wir das Grundstück gerodet und betretbar gemacht.

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Die alten morschen Obstbäume und ein paar sehr schiefstehende umsturzgefährdete kleinere Laubbaumstämme haben wir gerodet. Die Buschgehölze mussten wir alle zurückschneiden. Dabei haben wir darauf geachtet, das wir keine der auf der Schutzliste stehenden Planzen vernichten oder nachhaltig gefährden. Ohne die Maßnahme war einfach kein Durchkommen. Müll, Altmetalle, Maschen- und Stacheldraht, Ranken, Dornen – alles war mit allem verwoben, verwachsen und vermischt. Die Gartenbaufirma hatte Entsorgungsprobleme mit den anfallenden Müll und Biostoffen. Was tun z. B. mit den riesigen Mengen vollkommen mit Dornen durchwachsenem rostig spitzigem Zaunmaschendraht? Das war weder Altmetall noch Biostoff! Auf dem Firmengelände des Gartenbaubetriebes wurden Lastwagenladungen von Material noch einmal einer Trennung mit aufwendiger Handarbeit unterzogen. Dann konnten sie erst weiter entsorgt werden.

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Nach der groben Urbarmachung des Geländes kamen drei Durchgänge der Hangreinigung. Überall waren Scherben, flache Dornenruten und Fallstricke von Lianen. Der Steilhang war nicht im Stehen zu bearbeiten, zu steil und rutschig. Ich habe alle freiwilligen Helfer auf die Gefährlichkeit der Arbeit hingewiesen, wie z. B. auf die Gefahr wegzurutschen und in einer halbierten Bierflasche zu landen!
Am Schluss haben wir schmale Trampelpfade am Hang angelegt. Insgesamt wurden 500 Arbeitstunden von bezahlten und unbezahlten Kräften geleistet, um unser Gartengrundstück überhaupt ohne Unfallgefahr betreten zu können.

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Die Vorgaben der unteren Naturschutzbehörde haben wir, wie gesagt, bei der Rodung nicht vergessen. Wir haben darauf geachtet, dass wir keine der auf der Schutzliste stehenden Pflanzen vernichten oder nachhaltig gefährden. Das Grundstück ist jetzt ohne Gefahr betretbar und nun können wir einen naturnahen Obstgarten in Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet anlegen. Im unteren Hangbereich befinden sich herrliche Apfelbäume. Diese ersetzen dann optisch die morschen gefällten alten Obstbäume, bieten Vögeln und Tieren Schutz und versorgen später unsere Kinder einmal mit gesunden Nüssen. Wir haben uns von Herrn Graedler vom Bund Naturschutz in Wasserburg beraten lassen, welche Formen von Biotopen für Tiere und Insekten an der Innleiten empfehlenswert sind. Mit dem Bund Naturschutz haben wir einen kompetenten Berater an der Seite. Die Ortsgruppe Wasserburg hat einen vorbildlichen Hanggarten mit Biotopen oberhalb der Stadtbücherei angelegt. Wir kennen Herrn Graedler, weil er in Kooperation mit Gänseblümchen eine neue Schülergruppe vom Bund Naturschutz in der Burgau gegründet hat.

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Um den steilen Hang vor Betreten von Fremden zu schützen, haben wir uns entschlossen, den alten vollkommen maroden Zaun zu reparieren, mit einem neuen Holzstaketen-Zaungeflecht. Auf alten Bildern vom Gartengelände ist das Grundstück von einem Naturholzzaun eingefasst. Wir wollen mit dem Zaun folgende Befürchtungen ausschließen: In der Nacht geht jemand vom Zechen heim, pieselt mal eben hinter den Walnussbaum, kullert den Hang herunter, verletzt sich grob und stellt dann später Schadensersatzforderungen an uns; oder jemand kürzt mal eben den Weg vom Inn zur Köbingerbergstraße hoch ab und verletzt sich. Später dient der Zaun natürlich auch dem Schutz der spielenden Kinder. Einen vorläufigen Bauzaun errichten, geht auf dem Gelände nicht. Ersatzweise ein weis-rotes Plastik-Absperrband um das gesamte Gelände ziehen, erfüllt unseren Sicherungszweck nicht. Das reißen Vandalen einfach ab. Wir mussten uns leider schon öfter wegen Zerstörungen an die Polizei wenden.

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Häufige Fragen von Spaziergängern:

Was sollen die scheußlichen Bleche?
Wir haben schmale Trampelpfade am Hang angelegt. Leider rutschten die Pfade beim Begehen immer ab. Damit wir nicht den ganzen Humus bergab treten, ohne dabei überhaupt ordentlich gehen zu können, haben wir unterhalb der Pfade Beete mit Schneckenzaunelementen angelegt. Es gibt auch in diesem Garten jede Menge Nacktschnecken. Im schon genutzten Gartenteil fressen sie leider auch jede Kulturpflanze. Vielleicht schaffen wir es dann stellenweise die Population der Nacktschnecken im erträglichen Rahmen zu halten. Was viele Gesprächspartner nicht wußten: Nacktschnecken sind auch die natürlichen Feinde der Weinbergschnecken. Diese finden auch weiterhin ihren geräumigen Lebensraum an unserem Hang. Am Hang lassen sich diese Schneckenzaunbleche nicht, wie im flachen Garten, in den Boden stecken. Deshalb sind sie mit Eisenstäben fixiert. Darum schauen sie auch Hang abwärts so weit aus dem Boden heraus. Damit das in Zukunft nicht so schrecklich aussieht, werden wir eine interessante Anregung umsetzen:
Die Anregung mit den Schneckenzaunblechen stammt von einer Bauingenieurin. Sie hat die Idee von einem Naturparkprojekt in Kroatien mitgebracht. Dort haben sie die Bleche am Hang fixiert. Das Erdreich wird vom Hang her an die Bleche angerecht. In einem zweiten Arbeitsgang werden hühnereiergroße Kiesel in Karnickelstalldrahtgeflecht eingerollt und Hang abwärts vor die Bleche gehängt. Das schaut dann super aus und ist in Handarbeit am Berg gut machbar. Die Kieselsteinverblendungen bieten auch Reptilien und Insekten Schutz und passen hervorragend in das vom Bund Naturschutz angeregte Naturgartenkonzept.

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Die Nutzung von verzinkten Blechen (In diesen Fällen natürlich keine Schneckenzäune!) und verzinkten Rohren findet auch in unmittelbarer Nachbarschaft unseres Gartens im Naturschutzgebiet statt, z. B. am Uferweg beim Stauwerk. Am Hang unterhalb der schönen Aussicht beim Gasthof wird es auch eingesetzt. Daran lässt sich ermessen, dass verzinktes Eisen nicht gefährlich oder giftig für die Umwelt ist. Die Verwendung von Schneckenzäunen im Garten wurde sogar von der Biogartenbewegung erfunden!

Warum sind die drei Terrassen auf dem Gelände gekiest?
Bei der Gartenanlage wurden damals, 1949, drei ebene Terrassen angelegt.
In unserem Inklusionskindergarten und Krippe sind Kinder unter drei Jahren und auch beeinträchtigte Kinder. Uns ist es wichtig, dass wenigsten die untere Terrasse mit Rollstuhl und Kinderwagen problemlos erreichbar ist. Kinder, die Krabbeln und Laufen lernen, brauchen eine etwas ebenere und unmatschigere Naturfläche. Ein Kind mit spastischer Beeinträchtigung, oder Gehhilfen, kann sich z. B. auf ebener Fläche alleine unabhängig bewegen. Wir wollen diesen Kindern auch ihr Naturerlebnis ermöglichen. Der lehmige Kies der Terrassenoberfläche wächst mit Magerrasen zu. Viele fragende Spaziergänger äußerten nach dieser Erklärung: „Ach ja, an so was denkt man gar nicht!“

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Die mittlere Terrasse war vollkommen mit alten verrutschten, zerbrochenen und zum Teil vergrabenen Betonplatten übersät. Wir haben die brauchbaren Platten aussortiert und an die Hangkante als Randsteine gestellt. Eine gepflasterte Terrasse passt nicht zu unserem Naturgartenkonzept.

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Die oberste Terrasse unter der Rampe wird in manchen Nächten mit Müll und Glasflaschen vom Straßenbereich bombardiert. Das Gelände darunter muss deshalb einfach zu übersehen und zu pflegen sein, um Unfall- und Hygienegefahren für die Kinder ohne riesigen Aufwand vermeiden zu können. Eine trittfeste Magerwiese auf dieser Terrasse erfüllt diesen Zweck.

 

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Warum sind die Buschgehölze am Hang zurückgeschnitten?

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Müll und Glasflaschen werden immer wieder vom Straßenbereich den Hang hinuntergeworfen. Die ganzen Büsche unterhalb des Bereichs waren voll Müll und Glasscherben und eingewachsenen Zaunresten. Sogar irgendwelche alten Wasserleitungen liefen durch die Büsche. Um alles entfernen zu können, mussten wir die Büsche zurückschneiden.
Aus unserer Sicht ist eine Buschbepflanzung an der oberen Hanghälfte, wegen dem auch weiterhin zu erwartenden Mülleintrags, ähnlich wie bei der oberen Terrasse, nicht empfehlenswert.
Das Gelände muss einfach und leicht zu übersehen und zu pflegen sein, um Unfall- und Hygienegefahren für die Kinder ohne riesigen Aufwand vermeiden zu können.
Diese Maxime gilt für den ganzen oberen Hangbereich unterhalb der Hauptstraße. Der Zaun an der Straße hält jetzt schon etwas von solchem gefährlichen Müll vom Hang fern. Das ist auch gut so, damit unsere aufwändige Hangsäuberung nicht umsonst war! Für die weitere Gartengestaltung muss aus diesem Grund der ganze Bodenbereich bei der Bepflanzung am Steilhang gut sichtbar bleiben.

Was bedeuten die Holzpfähle am Hang?
Wir planen eine Wein- und Apfelbaumbepflanzung als Spalierobst in den Beeten zwischen den Wegen. Diese Anbauform lässt sich gut pflegen. Mit dem Freischneider lassen sich Brennnesseln und Brombeeren gut niederhalten und Gefahren durch verborgenen Müll am Boden für die Kinder vermeiden. Die Anbauform ermöglicht auch unseren Kindern, sich bei der Ernte zu beteiligen.

Wird der Garten wieder wie früher?

Wir hatten auch Kontakt mit sehr alten Mitbürgern, die uns etwas zum Gelände erzählten. Ein älterer Herr „reiste“ extra mit dem Rollator auf dem Gehweg der Münchner Straße an und schaute versonnen auf den Inn. Er erzählte uns mit verschmitztem Blick, dass er sich damals mit seiner Schwester den ganzen Nachmittag vor dem Zorn des Vaters in einem Holzschober hinter Reisig versteckt hatte. Sie hatten daheim etwas aus Unachtsamkeit umgeworfen. Er fragte, ob es die Holzlege an der alten Mauer noch gebe. Von der alten Holz- oder Heulege haben wir leider nur noch verrottete Reste gefunden.

Wir haben den ganzen Garten, so wie er ursprünglich angelegt wurde, belassen, d. h. keine Veränderungen an der Geländetextur vorgenommen. Nach der Beseitigung des Wildwuchses und des Mülls haben wir die alten Terrassen und ursprünglichen Treppen und Wege freigelegt und begehbar gemacht. Am Hang hat es auch Wege gegeben. Wir haben dort Reste aus Steinen, Beton und jede Menge alte Eisenverbauungen gefunden. Einiges Material mussten wir aus Sicherheitsgründen beseitigen. Ein paar schwere Eisenträger und Bleche stecken immer noch tief im Erdreich. Da war man früher wohl nicht zimperlich bei der Verbauung diverser Materialien. Leider haben wir bis heute noch nicht herausgefunden, woher diese riesige Eisenkuppel (Durchmesser 2m und Höhe 1m), die auf der mittleren Terrasse lag, gestammt hat. Wir haben sie kaum vom Gelände bergen können. In dem Buch, Der Fritzn – Sepp erzählt: „Zu meiner Zeit“, ist der ursprüngliche Garten auf mehren Bildern abgebildet (Titelbild, S. 72-73, S. 123). Nach der Beseitigung von Müll und Dornengestrüpp ist jetzt alles wie früher!

 

Was sollen Kinder eigentlich in so einem „normalen“ Garten spielen? Das ist doch nichts für Kinder!

Ältere interessierte Passanten erinnere ich dann erst einmal an die fast vergessenen Pfadfinderbewegung. Schon damals wusste man, dass der Aufenthalt in der „schlichten“ Natur wichtig ist für junge Menschen. Bei vielen Gesprächspartnern kamen dann sofort Erinnerungen zu schönen Erlebnissen in jungen Jahren. Es geht auch ohne Freizeitpark mit Animation für Kinder! Lagerfeuer machen, Kartoffeln rösten, mit Taschenmessern schnitzen oder in der Erde herumstochern und etwas finden. Was bleibt von alledem? Eine tiefe Erfahrung: Natur lässt mich herrlich leben!

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Eine fachlich pädagogische Antwort gibt es natürlich auch.

In jeder Jahreszeit bietet der Garten jede Menge sinnliche und lehrreiche Naturerlebnisse. Ein Blick in bebilderte Fachbücher über Naturpädagogik lassen auch bei mir sofort wieder viele Erinnerungen wach werden, z. B. zu Ordnen, Sortieren und Formen: „Ein steinernes Herz wird weich“. Ein Herz gelegt aus Kieselsteinen (Steinernes Herz) wird mit Blättern, Blüten und Beeren geschmückt (Dadurch wird es lieblich und schön, sprich: weich!).
Die Trampelpfade am Hang haben nicht nur einen gärtnerischen Nutzen. Für Kinder ist das Wegenetz ein herrliches Labyrinth. Die Urform Labyrinth übt seit ewigen Zeiten eine Faszination auf Menschen aus. Sie findet sich schon bei Wandmalerei und Architektur aus der Steinzeit! Das Labyrinth ist ein Sinnbild für etwas in der inneren emotionalen Entwicklung eines jeden Menschen. Wir freuen uns mit dem Inngarten unseren Kindern ein solches großräumiges Labyrinth als Bewegungs- und Entwicklungsraum zur Verfügung stellen zu können. Im Labyrinth herumlaufen und „sich finden“, ein wunderbares Spiel.
Die Zauberweide im Inngarten ist ein weiteres Ur-Symbol. Sie öffnet Kindern eine Tür, um inneren Bildern, Wünschen und Ängsten Ausdruck zu verleihen. Ein Wunsch, bewusst der Zauberweide anvertraut, holt etwas aus dem Inneren des Kindes an die Oberfläche. Die Vorstellungen von Kindern werden auch sinnlich erfahrbar, z. B. mit einem bemalten Schwemmholz aus dem Inn, das an die Weide als Geschenk gehängt wird.
In der Zeitschrift Geo vom August 2010 gibt es einen gut recherchierten Artikel zum Thema: Das Recht der Kinder auf Wildnis, Freiheit und Natur – Zurück auf die Bäume! Dort wird auch auf die aktuellen Ergebnisse der Hirnforschung hingewiesen: Für unsere Gehirnentwicklung ist gelebte Naturerfahrung von zentraler Bedeutung.

Etwas weniger wissenschaftlich, dafür kulinarisch, geht die Antwort weiter.

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Picknick, Essen und Trinken in der Natur – sich einrichten – ist für Kinder sehr wichtig und zentral. Deshalb gibt es eine Laube mit Grasdach auf dem Gelände. Weiter gibt es: einen Bauwagen mit Heizung und eine wiederaufgebaute Holz- oder Heulege, ähnlich der Laube mit Grasdach, als wetterfeste Rastplätze. Wenn dort die Kinder das selbstgebackene Vollkornbrot, in dicken Scheiben, mit Butter und Honig verzehren, den auf dem Gaskocher gebrühten Tee trinken… die Kinder sind dann einfach glücklich und zufrieden. Diese sinnlich emotionale Erfahrung bleibt: Gesund leben ist ein Genuss! (Jahn Z. erinnert sich noch heute gerne an die zwanzig Jahre zurückliegenden Abenteuerspaziergänge mit unserem damaligen Kindergarten).

Fallen die Kinder nicht den Hang herunter?
Es gibt schmale Wege am Hang. Zwischen den Wegen, in den Beeten, gibt es Wein- und Obstbaumspaliere. Das wirkt wie ein Fallschutz. In der Waldkindergartenpädagogik sind allerdings auch Hänge eine wichtige und wünschenswerte Spielumgebung für Kinder. Sie fordern und fördern die motorische Entwicklung der Kinder. Im ganzen Alpenraum wachsen Kinder mit Hängen in der häuslichen Umgebung auf. Natürlich dürfen Kinder nicht an gefährlichen Hängen spielen!
Wir wollen an den Wegen Weidenzäune wachsen lassen, als Schutz. Allerdings weniger als Schutz für die Kinder, sondern mehr als Schutz für die Beete. Durch dauerndes Betreten der Hänge wäre hier die Bodenerosion zu groß.

Naturpädagogik? Das brauchen wir hier auf dem Land nicht!
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, dass sich auch im kleinstädtischen und ländlichen Raum die Lebensgewohnheiten von Familien und Kindern zum urbanen Lebensstil hin verändert haben. Bewegungsmangel, kinästhetische (über die fünf Sinne) Unterforderung, Übergewicht, oder technische Reizüberflutung durch Fernsehen und Computer gibt es mittlerweile auch auf dem Land.
Wir freuen uns, mit der neuen pädagogischen Fachaufsicht für Kindergärten des Landratsamtes eine versierte Beraterin in diesem Bereich zu haben. Bei einer ersten mündlichen Anfrage zu unserem Gartenprojekt an das Kreisjugendamt bekamen wir konstruktive Rückmeldung. Dem Kreisjugendamt sind z. B. die neueren Ergebnisse der Hirnforschung zu der entwicklungsfördernden Stimulation von Naturerfahrungen bei Kindern bekannt. Auch gibt es ein fundiertes, mit Erfahrung untermauertes Fachwissen zum Bereich Wald- und Naturkindergärten bei der zuständigen Stelle. Grundsätzlich hält das Kreisjugendamt Naturprojekte für Kinder im Landkreis für wünschens- und unterstützenswert.
Das Kreisjugendamt begrüßt auch unsere Wertschätzung für die Vorgaben der Münchner Gemeindeunfallversicherung bei der Einrichtung von Naturspielräumen für Kinder. Die GUV ist der öffentliche Versicherungsträger für Kindergärten und Schulen.

Weinanbau? Hier wächst doch kein Wein. Der geht doch ein, es ist zu kalt und zu nass!

Stimmt! Die Nachfragen bei Gärtnereien bestätigen: für die üblichen, hier in der Region verkauften Sorten für die Hausgärten, möchte niemand eine Wachstumsgarantie geben.
Unsere Freundin Resi vom „Weißen Rössl“ in Wasserburg vermittelte uns über ihren Bio-Winzer den entscheidenden Tipp zur Rebenauswahl. Wir werden eine noch relativ neue Rebsorte anbauen. Sie ist aus asiatischen und sibirischen Wildreben veredelt worden, hält minus 20 Grad Frost aus und ist pilzresistent. Ihre Schale ist dünn und sie ist sehr süß. Außerdem reift sie sehr schnell. Die Rebsorte trägt den Namen der Sonne in ihrem Namen: Solaris.
Ich bin sehr zuversichtlich, was den Verzehr der Trauben und das Saftpressen angeht. Mich persönlich reizt der „Erlebnisraum Weinberg“ dazu, es auch einmal mit der Herstellung von Wein zu probieren. Das könnte dann zukünftigen Elternabenden eine besondere „sinnliche Note“ geben!

Was bedeuten die großen Bilder, die bei der oberen Terrasse aufgehängt sind und die bunten Schwemmholzstücke?

Natur und Kunst.
Kinder drücken ihr Befinden in vielen Bereichen nonverbal aus. Sie machen das z. B. gerne mit Farben, Ton oder auch Objektgestaltung. Aus diesem Blickwinkel sind künstlerisches Gestalten und Natur großartige Dialogpartner. Die gefundene Wurzel, der Ast oder der Stein reizen durch ihre Form. In unserer Kunstwerkstatt, im Sommer auch im Inngarten, werden sie gestaltet und bemalt. Manchmal finden sie dann als „verzauberte Elemente“ den Weg wieder zurück zu Natur und Garten. Dort regen sie in ihrer Wirkung die Phantasie und das Spiel der Kinder von neuem an. Im Jahreslauf verblasst dann die Farbe der Bilder wieder oder ein gebauter Steinturm fällt um! Na herrlich, dann lässt sich doch wieder etwas reparieren oder neu erfinden!

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Bettina, unsere freischaffende Künstlerin im Kindergarten, drückt Kunst und Natur so aus: Sämtliche Eindrücke, die auf die Kinder in der Natur wirken, machen sich in der Malerei und Töpferei wieder bemerkbar, vor allem im

„Entstehen – lassen – können“.

Beim Malen erzählen sich die Kinder gegenseitig Geschichten und lassen ihre Bilder entstehen. Sie wachsen und entfalten sich dabei wie die Pflanzen, wie die Natur. „Intuition“ ist etwas …

Entstehen – Lassen – Können / Wachsen – Lassen

… eine innere Kraft, die einen ein Leben lang gut tut im Wechselspiel von Werden und Vergehen.

Sind beeinträchtigte Kinder nicht überfordert mit einem Naturspielgarten?
Natur und Integration (heute auch Inklusion genannt).
Die Hirnforschung bestätigt: Naturerfahrung ist ein wichtiger Impulsgeber für die Entwicklung der Kinder. Das gilt besonders auch für Kinder mit Beeinträchtigungen und Entwicklungsverzögerungen. Ein Beispiel: Jens (Name geändert) hat eine starke Sehbeeinträchtigung. Die Förderstunde der Ambulanten Hilfe der Blindenschule München im Kindergarten ist ein wichtiger Förderbeitrag.
Die Förderung durch die Natur verläuft anders. Natur fragt nicht, nimmt keine sozialen Rücksichten, ist nicht abwägend oder barmherzig. Wenn Jens einen Hang hochkrabbelt, muss er genau schauen, Schemen und Umrisse von Blättern und Pflanzen genau erkennen. Zusätzlich nimmt er mit seinen Sinnen Bodenbeschaffenheit und Gerüche wahr. „Weicher Boden und dieser Geruch… Achtung, genau schauen…die Pflanzenumrisse kenne ich…nicht mit den Händen berühren… Brennnesseln!“ Jens spielt mit seinen Freunden in der Natur. Er hält mit. Sicher nicht ganz so leicht. Das spielt für ihn aber keine Rolle. Das eigene Leben ist immer das Härteste! Dabei sein ist alles!

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Im Januar / Februar sind Brennnesseln noch gut zu kalkulieren. Im Juni ist das anders. Wo gestern ein gemähter Stil war, sind heute schon zwei heiß brennende Blättchen. Dabei sein bedeutet Achtsam sein, jede Sekunde neu. Bewusst bei sich und in der Welt sein – Selbstbewusstsein! Da ist die Natur ein „natürlicher“ Lehrmeister ohne „wenn und aber“!
Für uns ist es deshalb wichtig, ein gut zu pflegendes Naturgrundstück anzulegen, um den Naturraum passend kalkulierbar halten zu können. Denn jedes Kind verliert die Lust an der Natur, wenn es sich dauernd an Brombeerdornen sticht. Die vielen Trampelpfade und Beete am Hang ermöglichen uns, das Gelände gut mit dem Freischneider von Dornen und Brennnesseln freihalten zu können.

Ist ein Spielgarten in einem Naturschutzgebiet überhaupt erlaubt?
Unser Grundstück ist ein Gartengrundstück im urbanen Bereich. Wir können es wie einen Garten nutzen. Durch unsere Gartennutzung dürfen die Naturschutzflächen in der Nachbarschaft nicht nachhaltig geschädigt werden. Wir haben darauf geachtet, dass wir keine der auf der Schutzliste stehenden Pflanzen vernichten oder nachhaltig gefährden. Ein naturnah, biologisch angelegter Obstgarten mit Biotopen für Insekten und Reptilien ist sicher ein guter Nachbar für Naturschutzgebiete.
Wir wollen den Garten mit Kindern regelmäßig nutzen. Naturpädagogik ist eine wichtige Förderung für Kinder. Deshalb haben für uns die Vorgaben der Gemeindeunfallversicherung „Naturspielräume für Kinder gestalten“ die oberste Priorität. Diesen Vorgaben müssen sich die gärtnerische Nutzung und die Gestaltung von Biotopen unterordnen. Nicht alles was wir uns an „Natürlichkeit“ wünschen, ist machbar bei der regelmäßigen Nutzung mit Kindern. Ein abgestorbener großer Apfelbaum bietet Flora und Fauna einen wichtigen Lebensraum in der Natur. Er hätte auch Kindern einiges Sehenswerte zu bieten. Die Gefährdung durch herabstürzende morsche Baumteile ist aber für eine Nutzung mit Kindern zu groß. Orientierung bieten einige Vorschriften, die bei der Genehmigung von sogenannten Waldkindergärten beachtet werden müssen. Der Baum gehört gefällt. Die Kinder und die Natur müssen sich mit dem Baumstumpf und neu zu gestaltenden Brachholzbiotopen zufrieden geben. Kletterpflanzen haben an der Innleiten ihren natürlichen Lebensraum. In unserem Garten nicht. Die Gefahr, dass Kinder beim Laufen auf den Wegen im Garten an Schlingpflanzen hängen bleiben und stürzen, ist zu groß. Kinder hängen sich an alles. Von Bäumen herabhängende Lianen sind in ihrer Tragkraft nicht einzuschätzen. Sie können abreißen und das Kind kann mit Schwung stürzen. Deshalb gibt es keine Bäume mit Schlingpflanzen auf dem Gartengelände. Im Kindergarten muss das Spiel mit Seilen bei Kindern streng kontrolliert werden, wegen der Strangulationsgefahr. Ähnlich verhält es sich beim Spiel mit Schlingpflanzen.
Stört das Kindergeschrei nicht die Vögel und Tiere in dem Naturschutzgebiet?
Herr Graedler vom Bund Naturschutz in Wasserburg kennt sich gut aus an der Innleiten. Er berichtete uns, dass in dem Gebiet beim Stauwehr nach seiner Meinung Kleinsäuger, Vögel und Reptilien besonders durch herumstreunende Katzen und Hunde gefährdet sind. Wir wissen, dass Kinderlärm heute in Wohngebieten stört. Ob der Kinderlärm bei der gelegentlichen doch eher kurzzeitigen Gartennutzung Tiere ernsthaft stört, bezweifeln wir.
Ist es im Sommer nicht zu heiß für die Kinder im Garten? Es gibt keine schattenspendenden Bäume.
Der gesamte Garten besteht aus drei Grundstücksteilen. Der westliche und der östliche Teil des Gartens wird von Süden her durch Bäume teilweise beschattet.
Im mittleren Teil standen oberhalb der zwei Terrassen, am Steilhang, vier alte Obstbäume. Diese waren abgestorben oder in großen Teilen ihrer Baumkronen morsch und ohne Fruchtstand. Wir mussten sie roden. Als Schattenspender für die Kinder hätten sie an ihren Standorten keine Funktion gehabt.
Wir bieten in jedem der drei Gartenteile einen Schattenspender an. Im Ostteil ist es die begrünte offene Laube, im Mittelteil der Bauwagen und im Westeil die Heulege. Sie ist ähnlich der begrünten offenen Laube. Diese Unterstände sollen auch als Brotzeitplätze dienen.

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In bayerischen Kindergärten wird heutzutage großer Wert auf Sonnenschutzmaßnahmen gelegt. Es gibt im Sommer Tageszeiten und Wetterlagen, da ist der Aufenthalt im Inngarten nicht angemessen für Kinder. An solchen Tagen sind wir z. B. eher im Wald. Im Kindergarten selber haben der Sandkasten und das Klettergerüst dann auch einen Sonnenschutz.

 

Was war die häufigste Meinungsäußerung von Passanten?

„Endlich sieht man den Inn wieder, wenn man nach Wasserburg fährt!“

Was war die erstaunlichste Meinungsäußerung von Passanten?

Ein Spaziergängerpärchen kam vorbei, als die große Häckselmaschine der Forstarbeitsfirma vor Ort war. Er bemerkte zu seiner Frau: „Schau, jetzt wird die Altstadtbahn doch gebaut!“